Wenn das “Hologramm” die Designerlampe verkauft

(this article was originally published at https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/beratung-durch-ein-hologramm-im-einzelhandel,U5VKEzc, written by Franz Engeser)

Im Nürnberger Innovationslabor “Josephs” kann derzeit virtuell ein neues Sofa, eine Lampe oder ein Sessel gekauft werden. Die Beratung übernimmt eine echte Verkäuferin, die aber nur als “Hologramm” zu sehen ist. Ist das die Zukunft im Einzelhandel?

Im sogenannten Innovationslabor “Josephs” im Nürnberger Augustinerhof erscheint eine schwarzhaarige Frau in einem Glaskasten. Sie trägt ein türkisfarbenes Kostüm und stellt einem Kunden gerade eine Designerlampe vor. Das Besondere: Die Verkäuferin selbst ist nicht im Augustinerhof anwesend, sondern steht in einem Möbelgeschäft ein paar Straßen weiter in einem kleinen abgetrennten Aufnahmestudio. Darin: eine professionelle Beleuchtung, eine Kamera und ein Bildschirm, damit sie ihr Gegenüber im Josephs auch sehen kann. In dem Glaskasten erscheint nur ihr “Hologramm”, also eine Aufnahme der Frau, die über das Internet übertragen wird.

Besonderes System erschafft “holografische Illusion”

Das Bild ist erstaunlich realistisch, wirkt sogar dreidimensional und vermittelt tatsächlich das Gefühl, der Verkäuferin unmittelbar gegenüberzustehen. “Das Besondere dahinter ist die Capsule, also die Kapsel, in der das holografische Bild entsteht“, erklärt Gero Furchheim, Vorstandssprecher der Cairo AG, die das System derzeit testet. In der Kapsel werde das Bild auf einen transparenten Monitor geworfen. Durch den Schatten sowie den Aufbau des schrankgroßen Kastens entsteht eine “holografische Illusion”. Hergestellt werden die Kapseln vom kanadischen Unternehmen ARHT Media.

Frau, die vor einem Studiolicht steht.

Bildrechte: BR24/Franz Engeser

Persönliche Beratung verschmilzt mit Versandhandel

Die Cairo AG aus dem hessischen Groß-Umstadt ist eigentlich ein Versandhandel für hochwertige und ebenso hochpreisige Designermöbel. In Frankfurt und Nürnberg unterhält das Unternehmen allerdings auch je ein Ladengeschäft, in dem sich die Möbel anfassen und ausprobieren lassen. Dort ist auch ein Beratungsgespräch von Angesicht zu Angesicht und nicht nur übers Telefon möglich. Diese beiden Welten, den Möbelversand und die Beratung durch Fachpersonal, sollen nun verschmelzen: Deswegen ist die Cario AG beim Förderprojekt “Future Retail Store” mit dabei. Getragen wird das Projekt von der Günther Rid Stiftung für den bayerischen Einzelhandel. Als Forschungspartner sind das Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen in Erlangen sowie die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg mit dabei.

Beratung aus Nürnberg in München oder Hamburg

Bis Mitte März läuft das Projekt im “Josephs”. Bis dahin will die Cairo AG zum einen Erfahrungen sammeln und zum anderen sehen, wie Kunden auf die holografische Beratung reagieren, sagt Vorstandsprecher Furchheim. Die Vision dahinter: einen kleinen Laden beispielsweise in München oder Hamburg zu eröffnen, in dem nicht mehr alle Möbel der Kollektion ausgestellt sind. Die erfahrenen Mitarbeiter aus Nürnberg werden dann per Holokonferenz zugeschaltet. Auch die Verkäuferinnen in Nürnberg experimentieren gerne mit der neuen Technik.

“Nicht mehr jeder Fachverkäufer in jedem Geschäft”

Auch für andere Einzelhändler könnte das Konzept interessant sein. “Die Idee dahinter ist ja, dass man vielleicht im Ladengeschäft nicht mehr alles an Personal vorhalten muss, also jeden Fachverkäufer in jedem Geschäft hat, sondern vielleicht nur noch in der Zentrale”, sagt Alexander Fortunato von der Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken. Bei Bedarf könnten die Beratungsgespräche dann auch aus der Ferne geführt werden, ohne dass der Kunde das Gefühl habe, dass er nicht jemandem gegenüber sitze. Das sei ein “sehr, sehr spannender Ansatz”.

VR-Brillen und Smartphones bereits im Einsatz

Zwei weitere fortschrittliche Systeme sind für den Möbelhändler spannend: Mit handelsüblichen VR-Brillen und einem Controller können einzelne Produkte aus dem Sortiment direkt im Raum platziert und betrachtet werden – auch wenn sie gerade nicht im Ladengeschäft vorrätig sind. Auch dieses System kann im Nürnberger “Josephs“ ausprobiert werden. Und bereits jetzt im Einsatz ist eine Idee in der sogenannten Augmented Reality (AI): Auf dem Bildschirm eines Tablets oder Smartphones könnten virtuelle Möbelstücke sogar in der eigenen Wohnung “aufgestellt” und ihre Wirkung auf den Raum betrachtet werden.

Smartphone, auf dem per Augmented Reality ein Möbelstück im Raum präsentiert wird.

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